Oder: Ein Kurztrip durch Jiangsus Tempel und Gärten
Liebe Leserschaft,
den Großteil meiner Ferien habe ich in Yunnan verbracht, doch um hier ein bisschen Chronologie zu wahren, hier mal ein paar Zeilen zu meinem Zeitvertreib vor einer kleinen transkontinentalen (Flug!!!)Reise in mein um diese Jahreszeit gar nicht so kaltes Heimatland: Erkundungen der Provinz Jiangsu.
Nanjing, die Stadt, in der ich einen einjährigen Chinaaufenthalt absolviere, ist die Hauptstadt der Provinz Jiangsu und zeichnet sich in meinen Augen (besser gesagt: auf meinen Geschmacksknospen) durch eine absolut furchterregende Küche aus; hinzu kommt ein Sommer, der die Kategorisierung Nanjings als eine der vier Öfenstädte Chinas mehr als rechtfertigt. Also: Flucht ergreifen. Naja: Hausarbeit abgeben. Flucht ergreifen. Muss ja alles seine Ordnung haben.
Suzhou: Stadt der Gärten
Also. Nanjing ist die Hauptstadt von Jiangsu 江苏, doch was gibt es hier noch zu sehen? Erste Station meiner kleinen Reise: Suzhou 苏州, von Nanjing per Zug zu erreichen (es gab nur noch Stehtickets…fing alles gut an). Suzhou ist bekannt für seine Gärten, die sich wohlhabende Familien in der Ming- und Qing-Dynastie anlegten, um sich im im Sommer ebenfalls sehr heißen Suzhou etwas Abkühlung zu verschaffen. Diese Gärten tragen so blumige (ha!) Namen wie „Garten des Meisters der Netze“, „Garten der Politik meiner Wenigkeit“ oder „Garten des Verweilens“. Ursprünglich waren es 200, von denen heute 70 noch erhalten sind und einige zum Weltkulturerbe zählen. Verstecken sich noch ein paar in Suzhous Gassen? Wer weiß, wer weiß.
Der Trick besteht darin, die Gärten zu besichtigen, bevor die Touristenmassen über sie hereinbrechen, sprich: morgens um acht, wenn sie öffnen und noch leer sind. Dann sind sie wirklich sehr, sehr hübsch. Man spaziert auf so kleinen Pfaden, verweilt in der einen oder anderen Laube, betrachtet hier und dort mal ein Pflänzchen und schaut dem Wasser der liebevoll angelegten Teiche beim Kräuseln zu – eine herrliche Entspannung für all jene, die in den letzten Monaten Stress über sich ergehen lassen mussten wegen…ja, weswegen eigentlich? Man vergisst es dort schnell. Wird schon nicht so wichtig gewesen sein.
Dann wollte ich noch in die Berge bei Suzhou, habe aber den Eingang nicht gefunden (so merkwürdig das jetzt auch klingen mag), dafür aber zwei sehr schöne Tempel in besagten Bergen entdeckt: Faluo Si 法螺寺 und Tianyun Si 天云寺. Ach, überhaupt gibt es in Suzhou sehr viel zu sehen, zumal es historisch eine bedeutende Stadt an der Seidenstraße war.
Mehr Fotos aus Suzhou gibt es hier.
Tongli: Stadt der Touris
Zu einem Suzhou-Besuch gehört aber wohl auch der Besuch einer Kanalstadt, für die die Gegend recht bekannt ist und von denen wohl eine kommerzialisierter als die andere ist (und sich alle „Venice of the East“ nennen). Ich habe trotzdem mal mein Glück versucht und war in Tongli 同里。Eigentlich hätte die Erreichbarkeit dieser Stadt per U-Bahn schon eine gewisse red flag darstellen sollen, doch in meiner „Ich habe Ferien“-Euphorie übersah ich sie komplett.
Es war dann auch wie erwartet, aber trotzdem ganz hübsch, wenn man die touristischen Stoßzeiten meidet, also v.a. abends und frühmorgens unterwegs ist. (Es ist eigentlich erschreckend, dass man irgendwann anfangen muss, derlei Strategien zu entwickeln, aber so ist es nunmal).
Mehr Fotos aus Tongli gibt es hier.
Wuxi: Stadt des…Nichts
Dann war ich noch in Wuxi 无锡。Dort gibt es absolut nichts zu sehen und auch das Essen ist mit Nanjing vergleichbar, weshalb ich mich rgendwann von Keksen und Schokoladeneis (es war ENTSETZLICH heiß!!) ernährt habe.
Der einzige Grund, warum ich in Wuxi geblieben bin, war, dass die Stadt in ihrer absolut ablenkungsfreien Umgebung ein ideales Umfeld für das Verfassen der Nordkorea-Blogartikel bot; zurück nach Nanjing wollte ich sowieso nicht (wer will denn sowas) und nun noch ein weiteres Ziel anzusteuern, hätte sich irgendwie auch nicht gelohnt. Joar, das so zu meinen Gedankengängen bei Reiseplanereien. Oder Mangel derselben.
Mehr Fotos aus Wuxi gibt es hier.
Fazit Jiangsu: Kann man schon machen. Suzhou ist sehr hübsch, Tongli und Wuxi würde ich nicht unbedingt empfehlen, aber das mag jeder anders sehen. Mir persönlich tat es ganz gut, räumlich ein bisschen Abstand zur Uni zu gewinnen, was durch die oben beschriebene Woche schonmal ganz gut in die Wege geleitet wurde. Mehr Abstand gab es dann in den folgenden anderthalb Monaten in Deutschland und Yunnan. Doch dazu in den nächsten Einträgen mehr.
Eure mittlerweile nach Nanjing zurückgekehrte Charlotte