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Guten Appetit!

China für Fortgeschrittene

Oder: Flügge werden!

Liebe Leserschaft,

da bin ich wieder. Es herrschte etwas Stille auf dem Blog – ich muss leider ab und an auch mal an meiner Masterarbeit schreiben (dieses Biest), außerdem war ich übers Wochenende in Amsterdam (sehr schön) und ein paar Tage in der Heimat auf der Party des Jahres (echt). Jedenfalls: Willkommen zurück zur Miniserie „Schritte nach China“! Im vorangegangenen Teil ging es um Ziele, Transportmittel und Essen für China-Anfänger, im heutigen entsprechend um Chinareisen für Leute, die schon in China waren, vielleicht mehrmals, so ganz alte Hasen aber doch noch nicht sind. Es ist eigentlich eine ganz faszinierende Zeit, man kennt sich im Reich der Mitte schon in mancherlei Hinsicht aus, aber gleichzeitig gibt es noch so viel zu erkunden und so viele Abenteuer zu erleben. Inspiration gefällig? Gerne. Hier habt ihr sie.

Ziele

Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt die Grenze von „China – Land der Gegensätze“, die euch in der Chinaberichterstattung immer wieder vorgebetet wird, überwunden. Oder tut es spätestens jetzt. Natürlich gibt es in China boomende Metropolen und verschlafene Bergdörfer, aber es gibt auch noch eine ganze Menge dazwischen. Wanderarbeiter strömen einerseits seit Jahren in die Städte, ganze Dörfer werden andererseits in rasendem Tempo gentrifiziert; Städter eröffnen Öko-Restaurants, KFC dringt derweil in kleinere Orte vor. Es gibt Gegensätze, aber es gibt auch sehr viel dazwischen. Ein paar Ideen für Fortgeschrittenenreisen:

Region 1: Sichuan

Sichuan! Ein sehr cooler Ort. Die Provinz liegt, wenn man so will, in der Mitte vom Westen Chinas. Sie ist bekannt für scharfes Essen, Pandas, tibetische Gebiete nach Westen hin und eine zänkische und doch herzliche Bevölkerung.

  • Chengdu: Hauptstadt Sichuans. Hier befinden sich die Giant Panda Breeding Research Base, diverse Tempel, die Hütte eines berühmten Dichters und ein antiker Damm namens Dujiangyan, der IMMER NOCH in Verwendung ist, einfach weil die alten Chinesen es einfach konnten.
  • Emei Shan: Der Berg Emei, einer der heiligen Berge Chinas. Jedes Jahr unternehmen mehr und mehr Menschen die Wanderung diesen Berg hinauf, aber wenn man die Hauptsaison und die Seilbahn auf den Gipfel meidet, hat man seine Ruhe und begegnet höchstens den dort heimischen Äffchen. Der Sonnenaufgang auf dem Gipfel ist definitiv ein fabelhafter Anblick.
  • Leshan: Der Riesenbuddha von Leshan! Und Riese heißt hier wirklich Riese, die Statue ist 71 m hoch und wurde im 8. Jahrhundert (!) hier in den Felsen gehauen. Man kraxelt ihn auf einer Treppe die eine Seite hinauf und die andere wieder hinunter.
  • Huanglong: Schwer zu beschreiben, ein Tal mit vielen kleinen Teichen, die wasserfallartig miteinander verbunden sind (und mitunter nach Schwefel riechen). Sehr cool.
  • Jiuzhaigou: Wasserfälle, Berge und die Hauptattraktion: kunterbunte Seen. Huanglong und Jiuzhaigou liegen beide in einer tibetisch geprägten Region Sichuans.
in Jiuzhaigou 2013

Das so als ein paar Vorschläge. Ein Sichuan-Ziel, an dem ich selber noch nicht war, ist der Nationalpark Yading… Wenn ich so darüber nachdenke, lohnt sich eigentlich mal eine Blogliste mit Zielen, die ich in China selber mal bereisen will (Ningxia anyone?).

Region 2: Südostchina

Sichuan ist herrlich, aber eine Alternative kann der Südosten Chinas sein. Hier begann ab der Reise in den Süden Deng Xiaopings im Jahr 1992 das bis heute anhaltende chinesische Wirtschaftswunder, sofern man etwas, was seit einem Vierteljahrhundert immer (quasi) läuft, noch als Wunder bezeichnen kann.

  • Guangzhou: das ehemalige Kanton. Leckeres (übrigens: chilifreies) Essen in vielen kleinen Portionen, eine coole Insel in der Stadt, warmes Wetter.
  • Foshan: die kleine Schwester von Guangzhou. Ein schöner Tempel, berühmte Gärten und ganz viel kantonesische Kultur.
der Tempel Zumiao in Foshan
  • Shenzhen: Stadt gewordenes Wirtschaftswunder. Was in den 1970ern eine Kleinstadt war (der Mythos vom Fischerdorf ist wohl wirklich nicht mehr als das), ist heute eine Stadt mit 13 Mio. offiziellen und weiteren 17. Mio. inoffiziellen Einwohnern. Shenzhen wurde 1980 die erste Sonderwirtschaftszone Chinas und stellt heute einen der stärksten Wirtschaftsstandorte der Volksrepublik dar. Mall-Labyrinthe, sage ich nur.
Plakat Deng Xiaopings in Shenzhen 2011
  • Hongkong: Hongkong! Say no more. Von Shenzhen aus ein Katzensprung.
  • Macao: Portugiesisch-koloniale Architektur, Casinos noch und nöcher. Und leckere Meeresfrüchte.

Auch in Südostchina habe ich noch einen Ort, an den ich noch fahren möchte: Zhongshan, den Geburtsort Sun Yat-sens, sicherlich sehr interessant.

Transportmittel

Ab jetzt habt ihr keine Ausrede mehr, das Flugzeug zu benutzen. Fahrt Zug! Und probiert alle Zugtypen und –klassen einmal aus. Auch unter Umständen eine Erfahrung: Langstreckenbusse, auf denen sich mittlerweile Sitzgurte durchsetzen.

Essen

Es ist nun so allmählich der Zeitpunkt gekommen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass man manchmal einfach nicht weiß, was man gerade isst. Das meine ich sowohl in Bezug auf Zutaten, die in Europa zwar bekannt, aber allerhöchstens naserümpfend konsumiert werden, als auch auf Gewürze, die eure Gaumen bislang nicht kannte (aber idealerweise trotzdem mag). Mittlerweile könntet ihr auch ohne mit der Wimper zu zucken Gerichte zu euch nehmen, die ihr schlichtweg nicht mögt, die nicht zu essen aber aus verschiedenen Gründen unhöflich wäre. Wer Startpunkte für seine kulinarischen Erkundungen in China braucht, findet hier ein paar Anstöße:

Region 1: Sichuan

  • Feuertopf huoguo 火锅
Feuertopf! Foto über Pixabay
  • Sauer-scharfe Nudeln suanla mian 酸辣面
  • Hasenköpfe tutou 兔头
  • Dan-Dan-Nudeln dandanmian 担担面
  • Mapo-Tofu mapo doufu 麻婆豆腐. Wer das mit Stäbchen essen kann, hat ernährungstechnisch nichts mehr zu befürchten.
Mapo Tofu! Foto von Pixabay
  • Tibetische Momos
  • und so viel mehr!

Region 2: Der Südosten

Absolutes Kontrastprogramm zu Sichuan. Während dort Essen scharf sein MUSS, geht es in Guangdong darum, den Gaumen nicht mit allzu vielen Gewürzen zu überfordern. Man setzt eher auf subtile, feine Geschmacksnoten. Schmeckt super.

  • der berühmte Nachmittagstee xiawucha 下午茶, bei dem zum Tee verschiedenste herzhafte und süße Kleinigkeiten gereicht werden. Nach dem Nachmittagstee ist man gut satt!
  • Gedämpfter Fisch zhengyu 蒸鱼
  • Reisnudelrolle changfen 肠粉
  • Doppelhäutige Milch shuangpinai 双皮奶, eine Süßspeise, deren Name schrecklich und deren Geschmack herrlich ist
  • Reis im kleinen Topf baozaifan 煲仔饭
  • Süß-saures Schweiefleisch gulurou 咕噜肉
Gulu rou! Foto über Pixabay
  • Lao-Nudeln laomian 捞面
  • Dim Sum dianxin 点心, absolutes Pflichtprogramm in Hongkong
Dim Sum! Foto über Pixabay
  • Eiertartes aomen danta 澳门蛋挞
  • und so viel mehr!

Ihr Lieben, das wären so meine Tipps. Was empfehlt ihr jemandem, der schon ein wenig China-Erfahrung mitbringt? Was sind eure Essenstipps für Sichuan und Südostchina? Und falls bei euch eine solche Reise ansteht: Genießt sie! China gibt es nicht so oft.

Eure morgen wieder das Masterarbeitsbiest bändigende Charlotte

Cover Image über Pixabay

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