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Einzug im Nanjinger Wohnheim

Oder: Chinesisches Dach über dem Kopf!

Liebe Leserschaft,

hier mal ein kleines Update aus Nanjing. Ich bin am Montag ins Studentenwohnheim umgezogen, samt meinen zwei bleischweren Koffern, meinem Riesenrucksack und meinem Handtäschchen, die irgendwie alle in ein Taxi passten. Mein Ziel: das Wohnheim der Nanjing Universität.

Mittlerweile bin ich dabei, mich hier ein wenig häuslich einzurichten, auch wenn ich noch nicht so gaaaanz genau weiß, ob ich das ganze Jahr hier verbringen werde. Aber das wird sich irgendwie zeigen. Auf jeden Fall ist das Wohnheim hier verglichen mit dem Wohnheim in Kunming (emsige Leser erinnern sich) wirklich das Ritz, und tatsächlich war es auch mal ein schlichteres Hotel, das dann umfunktioniert wurde. Die Zimmer sind alle Zweierzimmer, es gibt pro Zimmer zwei Tische, einen Schrank, zwei Betten und so neumodischen Schnickschnack wie Fernseher, Wasserkocher, Telefon und Klimaanlage. Dann gibt es noch einen kleinen Kühlschrank, der aber klingt, als würde er gleich losfliegen, weshalb er derzeit aus ist. Außerdem besitzt jedes Zimmer ein eigenes Bad! Mit warmem Wasser! Und es gibt WLAN – zugegebenermaßen mal mehr, mal weniger, launisches Internet scheint ein globales Phänomen zu sein. Es liegen also wirklich Welten zwischen dieser Unterkunft und der in Kunming, die sich im Wesentlichen dadurch auszeichnete, auf Toiletten und warmes Wasser zu verzichten. Die Idee, Internet zu verlangen, kam da gar nicht erst auf. (Nein, ich habe dort nicht sonderlich lange gewohnt – hier mal ein Eintrag des alten Blogs). Auf dem Gang gibt es eine kleine Küche, die ich aber weniger nutzen werde 😛 Irgendwo kann man auch waschen, ich muss das mal noch eruieren.

Mein Zimmer teile ich mir seit heute mit einer Studentin aus Usbekistan, die hier Philosophie studiert oder studieren wird, allzu viel habe ich noch nicht über sie in Erfahrung bringen können. Wir verstehen uns aber bislang ganz gut. Was sehr wichtig ist, wenn man bedenkt, wie klein das Zimmer hier ist – ein kleines Hotelzimmer halt. Kontakt zu den anderen Studenten auf dem Flur könnte man bei Gelegenheit mal aufbauen. Bislang habe ich sie im Wesentlichen eher so mittelbar über die verführerischen Düfte aus der Küche wahrgenommen.

Was ich auf jeden Fall noch lernen muss, ist der Umgang mit der Klimaanlage, die zugleich auch Heizungsersatz ist. Auf der Fernbedienung finden sich sehr, sehr viele Knöpfe, aber bislang habe ich nur herausfinden können, wie man diesem Gerät „an“, „aus“, „warm“ und „kalt“ befiehlt. Wie man aber die Temperatur einstellt, ist mir noch ein Rätsel. Ohnehin ist es v.a. nachts echt kalt – aus der Klimaanlage kommt so eine schmale Bahn warme Luft, und weder mein Bett noch das von Kasha (von der Usbekin) befindet sich in dieser Bahn. Aber auch tagsüber wird es frisch. Bislang habe ich aber zwei Tricks entwickelt, hier nicht zu frieren: 1. die Gardinen morgens offen lassen und sich das Zimmer ganz langsam tagsüber wie ein Treibhaus aufwärmen lassen, 2. abends ganz warm duschen und ins Bett krabbeln, bevor die Wärme den Körper wieder verlassen hat. Ohnehin schlafe ich derzeit mit diversen Schichten und einem megawarmen Schlafsack. Dann geht’s. Doch ich will nicht klagen: Nanjing gehört zu den sogenannten Öfenstädten Chinas. Im Sommer wird es unerträglich heiß und ich werde mich sicherlich noch nach diesen Tagen zurücksehnen, in denen meine größte Sorge war, den Reißverschluss des Schlafsacks möglichst weit zuzuziehen.

Eure halbwegs warme Charlotte

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