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Wohnungssuche in China

Oder: Eine Frage der Technik

Liebe Leserschaft,

ihr seid fresh off the boat angekommen in China, und das Abenteuer kann beginnen. In manchen Fällen: ein wirkliches ABENTEUER, denn das Erste, was man nach der Ankunft in diesem wunderbaren Land finden sollte (außer Kaffee), ist ein Dach über dem Kopf. Erster Tipp: Irgendwas vorab zu organisieren (bzw. zu versuchen) führt meist zu wenig und kann sogar kontraproduktiv sein. Also: vor Ort gucken. Aber wo fängt man da bloß an?

Für Studenten

Studenten haben es bei der Wohnungssuche in China reeeeelativ leicht, gibt es in China doch Wohnheime. Natürlich erhält nicht jeder einen Platz, aber die Wartelisten sind erfahrungsgemäß deutlich kürzer als z.B. in Göttingen (oder auch gar nicht vorhanden). Das Wohnheim ist höchstwahrscheinlich die preisgünstigste Alternative und in aller Regel auf oder zumindest nicht allzu weit vom Campus gelegen. (Wie die Lage des Campus selbst zu beurteilen ist, steht noch einmal auf einem anderen Blatt). Und CSC-Stipendiaten erhalten oft ohnehin einen kostenlosen Platz im Wohnheim. Hier noch ein paar Infos im Blogeintrag zu chinesischen Wohnheimen für Ausländer.

Also: Erstmal einziehen, die Lage peilen, Leute kennen lernen. Ausziehen kann man nach einem Semester immer noch.

Für Polyglotte

Wer ein bisschen Chinesisch kann, kann sein Glück in der freien Wildbahn versuchen. Wie an vielen anderen Orten der Welt ist das Internet für die Wohnungssuche doch sehr hilfreich. China wäre nicht China, würde sich DIE Trendwebsite für Wohnungssuchende nicht ständig ändern, deshalb kann ich leider nur empfehlen, mal im chinesischen Bekanntenkreis rumzufragen, wo man aktuell Wohnungen sucht. Ein paar Beispiele:

Ziroom: für Beijing und Shanghai, irgendwann aber sicher auch für andere Orte

58 (Wuba): bietet WG-Zimmer, Wohnungen, aber auch Übernachtungsmöglichkeiten für kürzere Dauer (so ein bisschen wie AirB’n’B?), außerdem Jobs, einen Flohmarkt und so manches mehr

Ganji: ähnlich wie Wuba, allerdings glaube ich eher out.

Wie gesagt: Am besten mal zwecks Onlinewohnungssuche rumfragen, was Chinesen aktuell so benutzen und wo es die besten Angebote gibt, zumal das natürlich auch von Stadt zu Stadt variieren kann.

Eine andere Option sind Makler. Ehrlich gesagt kenne ich mich damit nicht so gut aus, habe aber einmal in Kunming mein Zimmer über einen Makler gefunden, was eigentlich ganz glatt lief (bis auf die kleine, nicht weiter beunruhigende Tatsache, dass uns später zu Ohren kam, dass der gute Herr Huang angeblich in der Mafia aktiv sei. Ob’s stimmt? Wer weiß. Der Preis war schon verdächtig günstig, aber das böse Wort der Geldwäsche wollen wir jetzt mal nicht in den Mund nehmen). Generell habe ich mir sagen lassen, dass auf so Besichtigungstouren die besten Wohnungen zum Schluss kommen, also immer schön durchhalten und bloß nicht zu begeistert gucken.

Für Vernetzte

Wohnungssuchende, die Leute kennen, egal welcher Art, haben ganz klar einen Vorteil. Sie wissen, welcher Makler gut ist und surfen auf den angesagten Websites. Und sie bekommen mit etwas Glück Zimmer zu sehen, die gar nicht auf dem freien Markt beworben werden. Rumfragen schadet also nicht, und da Chinesen im Großen und Ganzen ein recht hilfsbereites Volk sind, findet sich sicherlich jemand, der einem da tatsächlich behilflich sein kann. Auch kann es helfen, z.B. Studenten zu fragen, die gerade einen Auslandsaufenthalt in der gleichen Stadt absolviert haben, oft kennen die noch jemanden.

Und natürlich: WeChat! Fluch und Segen zugleich, Rettungsring für alles, was man in China machen will, Spion im Dienste seiner kommunistischen Majestät. Hier gibt es für jede Stadt mehrere Gruppen für die Wohnungssuche. Der Haken: Diese Gruppen findet man nicht einfach so (wie z.B. auf Facebook), man muss eingeladen werden. Also auch hier: Connections, zumindest ein bisschen.

Für Verzweifelte

Wer keine Leute kennt, kein Chinesisch kann und kein Student ist, hat wohl etwas eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten, steht aber auch nicht völlig machtlos da. Erster Schritt: überlegen, ob man nicht doch irgendwie jemanden kennt, und wenn es eher eine entfernte Bekanntschaft ist. Falls dann alle Stricke reißen: Auf in den Ausländermikrokosmos, genauer gesagt zu den Expat Sites.

Der Trend kühlt wohl langsam ab, doch es gibt sie immer noch: Webseiten speziell für Ausländer einer bestimmten chinesischen Stadt. Hier stößt man auf Foren, in denen Ausländer sich austauschen können, wie man an Jobs (Monkey Shows und Anderes) kommt, wo es „westliches“ Essen gibt oder welch seltsames Land doch dieses China ist. Manche nutzen sie für Informationsbeschaffung, manche eher um mal Dampf abzulassen (aufpassen, dass man nicht in die Cyberschusslinie gerät). Und es gibt Wohnungsannoncen. Natürlich teurer als im Rest der Stadt, aber dafür auf Englisch und meist auch relativ fancy. Jede größere Stadt hat mindestens eine solche Seite, zum Beispiel:

Beijing: The Beijinger

Shanghai: Smart Shanghai

Chengdu: Go Chengdoo

Kunming: Go Kunming

Und so weiter. Es lässt sich auch alles ergooglen. Viel Erfolg! Auf dass euer Geldbeutel prall gefüllt sei. (Kennt ihr nicht vielleicht doch jemanden…?)

Das mal so als Ausgangspunkt. Was danach geschieht, puh, kann so ziemlich alles sein, lasst es einfach auf euch zukommen. Schlagt zu, wenn euch etwas gefällt, China ist nicht bekannt für „Ich denke nochmal drüber nach“. Viel Erfolg!

Habt ihr auch schonmal in China ein Zimmer oder eine Wohnung gesucht? Wie lief es bei euch? Oder seid ihr gerade auf der Wohnungssuche in China? Schreibt einen Kommentar oder eine Nachricht!

Eure halbwegs studierende, halbwegs polyglotte, halbwegs vernetzte, niemals verzweifelnde Charlotte

 

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