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Shanghais Französische Konzession

Oder: Durch die Geschichte spazieren

Liebe Leserschaft,

im heutigen Blogtober-Eintrag widmen wir uns einer der im Westen bekannteren Städte Chinas: Shanghai, genauer gesagt seinem wohl hübschesten Viertel, der Französischen Konzession. Wer den Glitzer der Shanghaier Malls und die Höhen seiner Wolkenkratzer hinter sich gebracht hat, widmet diesem Teil Shanghais meist nur ein paar Stündchen seiner knapp bemessenen Reisezeit – dabei kann man hier eigentlich (fast) alles erleben.

 

Geschichte

Shanghai bietet als Stadt recht wenig Historisches, ist es doch sozusagen das Baby unter den chinesischen Städten – ein ziemlich verwöhntes Baby, bekommt es doch Dinge, von denen andere Orte nur träumen können. Doch ein bisschen Geschichte ist in Shanghai natürlich sichtbar, und die Französische Konzession gehört definitiv dazu.

Die Entstehung der Französischen Konzession Shanghais (Shanghai Fazujie 上海法租界) fällt in die 1840er Jahre und somit in die Zeit der erzwungenen Öffnung Chinas durch den Westen nach dem Ende des ersten Opiumkriegs. In Shanghai (und in geringerem Maße auch in anderen Städten Chinas) wurden ausländischen Einwohnern eigene Viertel zugeteilt, in denen das entsprechende ausländische Recht galt und in denen Briten, Franzosen und Amerikaner unter sich lebten. 1943 wurde die Französische Konzession aufgelöst.

Heute ist die Französische Konzession das bekannteste der ehemaligen Konzessionsgebiete. Hier kann man gut und gerne einen ganzen Nachmittag durch kleine und große Alleen mit Häusern im europäischen Stil spazieren. Ein paar Sehenswürdigkeiten gibt es auch, von denen es hier mal eine kleine Unterwegszeilen-Liste gibt.

 

Alte Residenzen

Die beste Möglichkeit, ins Innere der Häuser der Französischen Konzession zu blicken, ist der Besuch der hiesigen Residenzen historischer Persönlichkeiten. Beispielsweise lebte Sun Yat-sen, der Gründer der Republik China, 1918 – 1925 als einer der wenigen Chinesen in der Französischen Konzession. Zhou Enlai, erster Premierminister der Volksrepublik China, lebte 1946 ebenfalls in diesem Viertel, in einem Haus, das 1946/47 auch der Sitz der Shanghaier KPCh war (vor der Revolution also). Diese und weitere historisch bedeutsame Gebäude können in der Französischen Konzession besichtigt werden.

Adresse:

Former Residence of Zhou Enlai, Sinan Lu 71 / 周公馆,思南路71号

Former Residence of Sun Yat-sen, Xiangshan Lu 7 (Nähe Sinan Lu) / 孙中山故居,香山路7号 (近思南路)

 

Xujiahui (徐家汇)

Xujiahui lag an und für sich nicht in der eigentlichen Französischen Konzession, sondern direkt neben ihr; die Gegend ist jedoch wichtig, weil sie in dieser Zeit das Zentrum des Katholizismus in Shanghai darstellte und auch heute den Sitz des Bistums Shanghai darstellt. Hier kann die Kathedrale St. Ignatius mit angegliederter Bibliothek besichtigt werden. Ansonsten ist Xujiahui heute eher geschäftlich geprägt.

Adresse: Xujiahui Cathedral, Puxi Lu 158 / 徐家汇天主教堂, 蒲西路158号

 

Nachtleben

In der Französischen Konzession findet sich einiges an gutem Nachtleben, seien es Cocktailbars oder Nachtclubs. Erkundet ein bisschen die Gegenden um die Yongfu Lu (永福路), Dongping Lu (东平路) oder die Hengshan Lu (衡山路).

 

Propagandapostermuseum

Geographisch etwas versteckt, architektonisch etwas modern, inhaltlich etwas abgedreht: ein Museum für Propagandaposter in Shanghai. Es befindet sich in keinem alten Haus der Französischen Konzession, und doch kann man hier Geschichte wunderbar erleben: anhand alter Propagandaposter der Volksrepublik, sei es aus ihren Gründungsjahren, vom Großen Sprung nach vorn oder der Kulturrevolution.

Adresse: Shanghai Propaganda Poster Art Centre, Huashan Lu 868, Gebäude B (Nähe Fuxing Xi Lu) /上海宣传画艺术中心,华山路868号B 楼 (近复兴西路) – dann durchfragen (die meisten Ausländer, die sich hierher verirren, möchten ohnehin zum Propagandapostermuseum)

 

Ye Shanghai

Straßenküche ist cool, aber es darf auch mal was Schickes sein? Kein Problem, ein bisschen in Schale geworfen und dann ab ins Ye Shanghai!

Adresse: Ye Shanghai, Xintiandi Branch, Huangpi Nan Lu 338 / 夜上海 (新天地店), 黄陂南路338号

 

Fuxing Park

Dieser Park wurde 1909 von den Franzosen angelegt und war lange Zeit der größte Park Shanghais. Heute bietet er eine angenehme Auszeit vom hektischen Shanghai (und auch der mitunter durchaus lebhaften Französischen Konzession). Hier sieht man Menschen beim Kartenspielen, Taichi oder Tanzen. Am besten deckt man sich in der Französischen Konzessionen mit Sesambällchen (überall erhältlich) oder anderen Snacks ein, setzt sich in den Park und beobachtet das Treiben.

Adresse: Fuxing Park / 复兴公园

 

Viel Spaß in Shanghai!

Eure jetzt irgendwie von Fernweh überkommene Charlotte

 

Cover Image über Pixabay

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