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Acht schöne Ziele in Yunnan

Oder: Vergesst Dali

 

Liebe Leserschaft,

hier in Stumfestunderdverwachsen herrscht graues Wetter, der Traum der weißen Weihnacht hat sich irgendwie in Herbstluft aufgelöst, es nieselt hier und wölkt sich dort. Höchste Zeit für ein paar sonnige Gedanken an eine sonnige chinesische Provinz: Yunnan!

Yunnan ist definitiv eine Reise wert, einfach weil diese Ecke Chinas so viel zu bieten hat: Wälder, Berge, Seen, alles zwischen Subtropen und Hochplateau. Das hat natürlich auch die Tourismusindustrie entdeckt und verfrachtet seit geraumer Zeit busseweise Reisende in diesen Winkel des Landes – allerdings meist zu den üblichen Verdächtigen: Dali, Lijiang, Shangri-la, Yuanyang, Xishuangbanna. Alles schöne Orte, aber irgendwie auch etwas voll. Und damit ihr, werte Leserschaft, bei eurer nächsten Yunnan-Reise auch ein paar Orte zu sehen bekommt, wo der große Touriboom (bislang) ausgeblieben ist, präsentiert euch Unterwegszeilen hier eine kleine Liste mit Zielen, die das Prädikat „off the beaten track“ durchaus verdient haben. Das soll nicht heißen, dass hier gar kein Fremdenverkehr stattfindet (und ein bisschen schadet Reise-Infrastruktur auch nicht, allein schon, weil man ja irgendwo schlafen muss), aber man sieht doch ein unverfälschteres Bild als andernorts. Auf geht’s!

 

1. Fuxian-See 抚仙湖

Seid ihr Yunnan-Firsttimer und wagt euch noch nicht so ganz an Fahrten ins komplette Blaue oder in abgelegene Nester heran? Kein Problem, packt einfach in eurer Travel Base in Kunming die Badehose ein und steigt in den Bus zum Fuxian-See.

Am Fuxian-See. Foto über Pixabay

Der Fuxian-See ist ein beliebtes Ziel für Wochenendausflüge der Kunminger Bevölkerung. Er ist der drittgrößte See Yunnans und außerdem der dritttiefste Süßwassersee ganz Chinas. Man kann hier mit einem Boot über den See schippern, schnorcheln und außerdem leckeren Fisch essen. Angeblich schlummern in den Tiefen des Sees Reste einer alten Stadt des Dian-Königreichs aus dem antiken Yunnan, die der Legende nach als Folge eines Erdbebens in den See gerutscht ist. Ebenfalls für manche interessant: die Fossilien von Chengjiang. 

 

2. Hekou 河口

In Hekou befindet sich der wichtigsten Grenzübergänge Yunnans, nämlich der zu Vietnam, weshalb Reisende von dieser Stadt häufig nur den (Bus-)Bahnhof und die berolltreppte Grenzkontrolle sehen. Doch kann man in Hekou auch einen Tag verbringen (mehrere, wenn man noch das Umland erkundet).

In Hekou gibt es ein bisschen koloniale Architektur sowie leckere vietnamesische Küche (ich sage nur Pho!). Man kann ein bisschen am Ufer des Grenzflusses Nanxi entlangspazieren oder frischen Mangosaft konsumieren.

 

der Grenzübergang von Lao Cai in Vietnam nach Hekou in China 

Aber seien wir ehrlich, Hekou ist zwar nicht per se gefährlich oder so, aber hier und da doch ein bisschen halbseiden. Wer den Fluss entlangläuft, wird früher oder später von Herren in Booten angesprochen, ob man unkompliziert und schnell nach Vietnam fahren möchte. Straßenhunde gibt es allerorten, ohne dass sich irgendwer dafür zuständig fühlen würde, dieses Problem mal anzugehen. Und warum werden hier überall Geldwechsel, Visabeschaffung und vietnamesische Waren beworben? Es ist eine Welt, in die man nicht so ganz eintauchen möchte, und es empfiehlt sich, einfach sein Pho zu schlürfen und keine Fragen zu stellen. Trotzdem als Wochenendausflug ab Kunming oder Zwischenstopp auf der Reise nach Vietnam durchaus empfehlenswert.

 

3. Yuanmou 元谋

In Yuanmou gibt es an und für sich nicht allzu viel zu besichtigen, aber zwei Sehenswürdigkeiten sind trotzdem irgendwie etwas Besonderes. Erstens wäre dies der Erdwald, so große Gesteinsformationen etwas außerhalb der Stadt (aber leicht zu erreichen). Und zweitens befindet sich hier das Museum für den Yuanmou-Mann, dessen Überreste hier in den 1960ern gefunden wurden und dessen Alter auf ungefähr eine Million Jahre geschätzt wird.

Und: Hauptsache, es gibt Reis.

im Erdwald von Yuanmou

 

4. Tengchong 腾冲

Tengchong liegt unweit der chinesisch-myanmarischen Grenze und ist für seine umtriebige Erde bekannt. Es empfiehlt sich hier ein Besuch in den heißen Quellen Tengchongs sowie die Besichtigung der zwei (im Moment) inaktiven Vulkane der Stadt. Wer ein bisschen abenteuerlustiger unterwegs ist, kann sich aufmachen zu den Mandschuren in Shuigouwa bei Baoshan.

einer der Vulkane bei Tengchong

 

5. Menglian 孟连

Menglian ist wie Hekou eine Grenzstadt, mit dem Unterschied, dass es sich hier um die (für Ausländer nicht geöffnete) Grenze zu Myanmar handelt und dass diese sich noch etwas von der Stadt Menglian entfernt im Dorf Meng’a (auch einen Abstecher wert) befindet. Menglian bietet Südostasienflair, güldene Tempel, Papayasalat und Regenwald. Es ist außerdem Heimat verschiedener ethnischer Minderheiten Yunnans, v.a. der Dai, Wa und Lahu.

Einziger Haken an Menglian ist wohl die Anreise, die man in zwei Etappen und somit zwei Tage lang vornehmen muss, indem man in Pu’er einen Zwischenstopp einlegt.

 

6. Ailaoshan 哀牢山

Der Ailaoshan ist ein Gebirge in Zentralyunnan, das für seine hohe Artenvielfalt bekannt ist und dessen höchster Gipfel die 3000m-Grenze locker knackt. Hier kann man ganz fabelhaft wandern, Wasserfälle erkunden und sehr lecker essen. In der Nähe dieses Gebirgszuges und in ihm selbst finden sich auch einige interessante Städte, z.B. Gasa 嘎洒, Mosha 漠沙, Xinping 新平 oder Yuxi 玉溪 (Heimat der Ahnen Ni Ers, des Komponisten der chinesischen Nationalhymne). Ein etwas kurioser aber echt cooler Ort ist zudem Xingmeng 兴蒙, in dem seit Jahrhunderten Mongolen leben.

 

7. Jianshui 建水

Jianshui ist eine hübsche alte Stadt in einer Gegend, die historisch überwiegend von Angehörigen der Hani bewohnt wurde, doch ist Jianshui selber v.a. von der Han-Kultur geprägt. So finden sich hier einer der größten Konfuzius-Tempel Chinas, Glockentürme, Altstadt-Gassen und ein Familiengarten ähnlich denen in Suzhou im Osten Chinas. Wer länger bleibt, kann einen kleinen Ausflug nach Gejiu 个旧 unternehmen, das v.a. für Bergbau bekannt ist und dessen See ein bisschen zum Flanieren einlädt.

auf dem Glockenturm von Jianshui

Jianshui wird aufgrund seiner Nähe zu Yuanyang ein immer beliebteres Tourismusziel, doch lohnt sich der Besuch (noch) durchaus.

 

8. Luoping 罗平

Luoping in Ostyunnan ist für seine Rapsfelder bekannt, die im Frühjahr und Sommer in voller Blüte stehen und ein wirklich hübscher Anblick sind. Wenn man sich daran irgendwann sattgesehen hat (dauert allerdings) kann man Wasserfälle, Berge und Tempel erkunden.

die Rapsfelder von Luoping (Foto über Pixabay)

 

Ein Wort zum Schluss

Meistens habe ich gemischte Gefühle was „off the beaten track“-Empfehlungen anbelangt, zu denen freilich nicht alle hier genannten Orte zählen, aber Tourihochburgen sind sie trotzdem nicht gerade. Egal wo ihr hinfahrt, seid respektvoll – ihr wollt als Gäste wahrgenommen werden, die sich niemandem aufdrängen, und nicht als Vorhut des Massenansturms. Natürlich seid ihr Touristen, aber ihr müsst euch wirklich nicht wie solche benehmen.

Wenn ihr Fragen zu den hier aufgezählten Orten habt, sei es zur Gestaltung eures Aufenthaltes dort oder zu praktischen Aspekten wie Anreise, Unterkunft usw., schreibt mir gerne! Ein paar praktische Tipps zu Yunnan-Reisen gibt es hier.

Ich hoffe ihr habt alle ein entspanntes Weihnachtsfest genossen und wünsche euch einen guten Rutsch, viel Freude, Gesundheit und tolle Reisen für 2019.

Eure alte Fotos durchkramende Charlotte

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