Oder: Ich hoffe, ihr habt noch Speicherplatz auf dem Handy
Liebe Leserschaft,
willkommen zurück auf dem Blog! Und willkommen zurück auch an mich, denn ich war in China – und es war wie immer großartig. Die Reise führte durch Berge, Täler, Städte und Dörfer, und jeder Tag war interessant und vielseitig.
Mein letzter China-Aufenthalt war vor zwei Jahren, der vorletzte sogar vor acht Jahren (ich glaube, wir haben alle kleine Lücken in unseren Reisereien so zwischen 2020 und 2022…). Und gerade durch diese Abstände wird immer wieder deutlich: China gehört zu jenen Ecken der Welt, die sich wirklich schnell verändern. Zwei Jahre in China sind fünf Jahre anderswo.
Ein Aspekt, an dem sich auf jeden Fall gewaltig was tut, ist alles in Richtung Digitalisierung. Ein Wort, das den meisten Deutschen ein „Das klappt doch eh wieder nicht“ entlockt, stellt in China tatsächlich eine Chance dar, auch wenn natürlich (je nachdem, wer sich gerade dazu äußert) gewisse Nachteile auch nicht zu ignorieren sind – aber das ist vielleicht ein Thema für einen anderen Blogeintrag. Fakt ist: Wer nach China fährt, braucht im Jahr 2025 nunmal diverse Apps. Nicht viele, aber einige. Und darum soll es heute gehen. (Kurze Warnung vorweg: Ich bin echt keine Technik-Fee).
1. Alipay 支付宝

Bargeld ist in China mehr oder minder out. Heutzutage zahlt ganz China über QR-Codes. Zumindest dieses Jahr war es noch möglich, bar zu zahlen (idealerweise passend), aber ich schätze mal, dass diese Tage gezählt (pun intended) sind. Alipay ist recht leicht mit einer ausländischen Kreditkarte verknüpfbar, auch wenn es beim Bezahlen per QR-Code noch haken kann.
Alipay ist aber auch insofern ungeheuer praktisch, als es eine Vielzahl anderer Apps schon enthält, beispielsweise die Taxi-App Didi oder die App 12306 der chinesischen Eisenbahn, von denen gleich noch die Rede sein wird. Käufe über diese Mikro-Apps innerhalb von Alipay sind mit der erwähnten Verknüpfung mit einer ausländischen Kreditkarte möglich (am besten schon vor dem Abflug einrichten).
2. WeChat 微信

Wie in einem alten, letztlich vielleicht auch veralteten Artikel schon dargestellt, kann WeChat mehr oder minder alles. Mehr oder minder, weil die Verknüpfung mit einer ausländischen Kreditkarte schwierig bis unmöglich ist, und damit sind viele Services dann eben nicht nutzbar. Aber wer länger in China lebt und über ein chinesisches Bankkonto verfügt, kann per WeChat Geld an Freunde senden, im Laden bezahlen, Nebenkostenrechnungen begleichen und dergleichen. Auch hier können Mini-Programme wie Didi Taxi integriert werden.
Alipay und WeChat decken sich also in einigen Funktionen. Was aber WeChat hat, was bei Alipay eben von vornherein nicht vorgesehen ist, ist die Chatfunktion. Genauer gesagt: Wer in China ist und Menschen von dort kennen lernen möchte, braucht auf jeden Fall WeChat. Diese App wird ab jetzt Dreh- und Angelpunkt eures Soziallebens sein. Also runterladen, Leute adden, Nachrichten beantworten, Fotos liken.
3. Gaode Maps (= Amap) 高德地图)

Wer reist, braucht Orientierung. Wer in China reist, braucht eine Navigations-App, die nicht Google Maps ist. Meine Go-to App ist dafür Amap, aber alternativ gibt es noch Baidu Maps 百度地图 oder aber für alle mit iPhone Apple Maps (soweit ich weiß).
Der Vorteil an Amap ist, dass dort ebenfalls Mikroprogramme integriert sind. Also: Wenn ich von A nach B möchte und feststelle, dass ein Taxi hier hilfreich sein könnte, kann ich dieses über die App bestellen. (Für alle, die mittlerweile einen roten Faden bemerken: Ja, ich bin dieses Mal viel Taxi gefahren).
4. Trip.com

Trip.com ist meine persönliche Lieblings-App für Hotelbuchungen in China, aber sie enthält auch andere Funktionen wie Flug- oder Tourbuchungen. Ein enormer Vorteil liegt darin, dass alle (?) auf Trip.com gelisteten Unterkünfte auch mit einem ausländischen Pass buchbar sind, denn das ist in China leider nicht selbstverständlich (auch so ein Thema, das mal einen eigenen Blogeintrag verdient hätte).
Trip.com ist im Übrigen nicht zu verwechseln mit Ctrip. Die beiden gehören irgendwie zusammen, aber auf CTrip sind eben alle Unterkünfte aufgeführt, auch solche, die nur einen chinesischen Personalausweis (und sonst nichts) akzeptieren.
5. Didi 滴滴打车

Im Westen gibt es Uber, in China gibt es Didi und ähnliche Apps. Wer also fix von A nach B will, kann klassisch ein Taxi am Straßenrand herbeiwinken oder aber Didi nutzen und ein Taxi / andere Mitfahrgelegenheit bestellen. Nach der Buchung erscheint dann eine Info mit Automarke, Nummernschild und Bewertung, ebenso eine Anzeige, wo sich das Auto gerade befindet und wann es in etwa ankommen wird.
Wie gesagt findet sich Didi in diversen Apps wie Alipay, WeChat oder Amap. Es hat bestimmt auch irgendeinen Vorteil, sich die komplette App runterzuladen (weiß da jemand mehr?).
6. 12306

Hinter der etwas kryptischen Bezeichnung 12306 verbergen sich tatsächlich die App und die Website der chinesischen Eisenbahn. Wie ihr sicherlich mittlerweile ahnt, kann auch diese App als Mikroprogramm z.B. in Alipay benutzt werden. Ich habe sie trotzdem mal in diese Liste aufgenommen, da man diese Zahlenkombi eben kennen muss, da sie, sagen wir mal: vielleicht nicht so ganz intuitiv ist.
Falls es weder über Alipay noch über die eigentliche 12306-App oder -Website klappt, ist Trip.com noch eine Alternative. Dort gibt es zwar eine nicht ganz unbeachtliche Bearbeitungsgebühr, aber manchmal kann das der einzige Weg sein.
Sagte ich da der einzige? Das stimmt nicht ganz. Man kann Zugtickets weiterhin am Bahnhof am Schalter kaufen. Das ist je nach Tageszeit mit einer längeren oder kürzeren Schlange verbunden und natürlich erst möglich, wenn man vor Ort ist. Früher waren Bahnhöfe und die Verkaufspunkte (daishoudian 代售点) der chinesischen Eisenbahn der übliche Weg, Zugtickets zu kaufen. Dann kam das Internet und man konnte die Tickets online bestellen (und bezahlen) und dann am Bahnhof oder Verkaufspunkt abholen. Heute bezahlt man die ausgewählte Zugverbindung am Handy und scannt dann am Bahnhof das eigene Ausweisdokument ein (nicht das Ticket, das es so gesehen eigentlich gar nicht mehr gibt).
7. Pleco

Wörterbücher wie Pleco sind streng genommen keine App, die spezifisch für eine China-Fahrt erforderlich ist, sondern eigentlich ja auch etwas, was man außerhalb des Landes zum Spracherwerb verwendet. Ich habe es trotzdem mal aufgenommen, da mindestens ein Wörterbuch doch ein Must-have auf einer Reise in ein Land ist, dessen Sprache man nicht komplett beherrscht.
Wörterbuch-Apps gibt es natürlich viele und alle haben Vor- und Nachteile. Letztlich ist es Geschmackssache – ich bin irgendwie bei Pleco gelandet und ganz zufrieden damit, wie übrigens gefühlt auch die allermeisten westlichen Chinesischlernenden. (Es gibt viele Beispielsätze, zu manchen Zeichen auch die Strichfolgen, man kann mit Karteikarten lernen und die Vollversion hält sogar Texterkennung bereit, die beispielsweise – sehr wichtig – Speisekarten innerhalb kürzester Zeit übersetzen kann).
Zu Pleco gibt es auch diverse Memes – hier ein Beispiel. Wer in China lebt und noch nicht allzu viel Chinesisch kann, für den wird die App eigentlich wie ein zusätzliches Körperteil, da es den Alltag enorm erleichtert.
Pleco liefert allerdings manchmal zu viele Übersetzungsmöglichkeiten für einen Ausdruck und funktioniert für das Sprachpaar Chinesisch <-> Englisch auch deutlich besser als für das Paar Chinesisch <-> Deutsch. Meine Lieblingsapp für letztere Kombi die App Deyu Zhushou 德语助手, die ich auch für Chinareisen empfehlen würde, letztlich als Ergänzung zu Pleco. Deyu Zhushou ist für Deutschlernende in China konzipiert, d.h. es sind z.B. keine Romanisierungen von Schriftzeichen enthalten (da kann dann wiederum Pleco helfen).
8. Optional: Reiseinspiration

Kommen wir nun zu solchen Apps, die weniger zu den Must-Haves gehören, aber schon ganz praktisch sind. Da sie einen geringer ausgeprägten Pflichtcharakter haben, gibt es irgendwie auch nicht die eine App, die man in diesem Feld haben muss.
Zuallererst wären das (in meinen Augen) Apps zur Reiseinspiration. Was kann man wo erleben? Wo kann man nett essen gehen? Welcher Spot ist so richtig schön instagramable? Da helfen klassische Reiseführer wahrscheinlich nicht so ganz weiter. Für Reiseinspiration nutze ich am liebsten folgende Apps: Xiaohongshu / Red Note 小红书, Dianping 点评 und auch Qunar 去哪儿. Douyin 抖音 (das chinesische Tiktok also) soll auch ganz gut sein, aber da habe ich keine Erfahrungswerte.
Übrigens lassen sich über Qunar auch Touren und Tickets buchen. Für Bustickets ist leider ein chinesischer Personalausweis erforderlich. Aber immerhin lässt sich einsehen, um wie viel Uhr die Busverbindungen laufen, wie lange sie brauchen und ob es noch Tickets gibt. Die eigentliche Fahrkarte muss man dann weiterhin am Busbahnhof erwerben. Nichtsdestotrotz sind die Infos zu den Abfahrtzeiten und Kontingenten durchaus hilfreich (und etwas, was ich bislang in keiner anderen App habe entdecken können).
9. Optional: Essenslieferdienste

Wenn man mal einfach keine Lust hat, vor die Tür der Unterkunft zu gehen, aber der Magen gefüllt werden möchte, helfen in China (wie auch anderswo auf der Welt) Essenslieferdienste weiter. In China sind das die Apps Meituan 美团, Eleme 饿了么 oder Hema 盒马, um nur drei zu nennen.
10. Optional: Radeln

Etwas, was ich mich zumindest in größeren Städten nicht traue, aber der Vollständigkeit halber hier erwähnt sein sollte: Fahrradleihapps. Das Leihen eines Fahrrads bietet sicherlich eine spannende Möglichkeit, chinesische Städte zu erkunden und stellt darüber hinaus in einem Land, in dem U-Bahn-Stationen recht weit auseinander und Busfahrpläne mitunter intransparent sind, eine gegenüber dem zu-Fuß-Gehen zeitsparende Alternative dar.
Wie gesagt: Ich bin nicht so ganz drin im Fahrrad-Game. Soweit ich weiß, gibt es mehrere Anbieter: Meituan 美团 (ja, das Meituan vom Lieferdienst), Hello Bike 哈罗 und DiDi Qingju Bike 滴滴青桔 (um nur drei zu nennen). Auch hier werden wohl ausländische Kreditkarten akzeptiert (falls nein, ist es über Alipay wohl einen Versuch wert).
11. Optional: VPN(s)

Tja, und dann sind da noch die drei magischen Buchstaben aller westlicher China-Reisenden. China hat in den vergangenen Jahren erfolgreich die berühmte Great Firewall of China aufgebaut, hinter der so ziemlich alles weggesperrt ist, was beispielsweise in Deutschland im Internet beliebt ist: Google (nein, nicht nur die Suchmaschine…), sondern auch WhatsApp, YouTube, Instagram, diverse Nachrichtenwebsites, sowas halt. Das kann von Provinz zu Provinz, ja sogar von Stadt zu Stadt variieren, und falls gewisse Jahrestage oder wichtige Konferenzen anstehen, kann es alles noch strenger (manchmal aber auch laxer) werden.
Um das alles zu umgehen, kann man in ein VPN investieren, das sozusagen dafür sorgt, dass man dem Anschein nach von einem anderen Land aus eine bestimmte Seite aufruft. Manchmal funktioniert es, manchmal auch nicht. Manchmal hilft es, mehrere VPNs zu nutzen, manchmal beißen sie aber auch einander und am Ende geht gar nichts mehr. Manchmal vergehen ein paar Tage und das bewährteste VPN hat die Grätsche gemacht, oder aber das totgeglaubte VPN ist wieder up and running, als wäre nichts gewesen. Long story short, ein bisschen Glück gehört wohl dazu.
Es gibt natürlich noch andere Wege. Eine eSIM soll wohl gut funktionieren, oder auch das klassische Roaming mit der ausländischen SIM-Karte. (Da ich beides nicht probiert habe: Hat da jemand Erfahrungswerte?)
Letzten Endes…ach keine Ahnung. Wer für ein paar Tage oder Wochen nicht auf sein Instagram verzichten möchte, muss wohl etwas Geld in die Hand nehmen und v.a. vor der Abreise recherchieren und investieren, denn von China aus wird es eben schwer.
Abschluss

Liebe Leserschaft, das war sie nun, die Liste der Apps für eine China-Reise. Ein sehr deutscher Gedanke zum Abschluss: Ja, natürlich wissen diese Apps alles über einen. Für sich genommen sind sie schon sehr gut über ihre Nutzer informiert, aber werden alle Informationen miteinander verknüpft, ist man nun wirklich gläsern. Manche benutzen für die Chinareise sogar ein separates Handy, auf dem nur chinesische Apps installiert sind.
Und klar: Es geht auch ohne. Zumindest noch. Noch kann man bar zahlen, noch kann man Taxis am Straßenrand ranwinken, noch kann man Zugtickets am Schalter erwerben. Das Leben wird deutlich komplizierter und umständlicher ohne all diese China-Apps, aber sicherlich ist es zu schaffen. (Hat das jemand mal versucht? Falls ja, wäre ich auf einen Bericht gespannt).
Egal, für welche Apps ihr euch entscheidet (oder auch nicht): Genießt China! Dieses Land gibt es nicht so oft und hat so so so viel zu bieten, egal wie ihr technisch aufgestellt seid.
Eure mit Begeisterung Didi fahrende Charlotte
Cover Image über Pixabay