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Ein Wort zu Kunming

Oder: Wo ich jetzt erstmal bin

Liebe Leserschaft,

Eine Stadt mit vier Millionen Einwohnern in einem einzigen Blog-Eintrag unterzubringen, ist ein etwas schwieriges Unterfangen, aber dennoch hat die Stadt, in der ich studiere, durchaus einen eigenen Eintrag verdient. Und so ist sie hier, die Kunming-Vorstellung, die allerdings für Leser des alten Blogs wahrscheinlich weniger interessant ist.

Die Hauptattraktion Kunmings ist (meiner Meinung nach) nicht der See, keiner der Tempel und keine der Pagoden, sondern das Klima. Stellt euch vor, es wird 11 Monate im Jahr (fast) nie kalt, sondern die Temperatur tagsüber bewegt sich zwischen 20 und 25 Grad. Nie stellt sich die Frage, welche Jacke man für den Fall der Fälle mitnehmen sollte oder welche Schuhe für die vor der Tür herrschende Witterung angemessen sind. Daher wird Kunming auch die Stadt des ewigen Frühlings genannt. Es hat schon was, auch wenn einem die Regenzeit gelegentlich einen Strich durch die Rechnung macht. Es ist drinnen meistens wie draußen. Die Kehrseite dessen ist, dass es im November, Dezember und auch Januar echt kalt sein kann, wenn das Thermometer auch mal einstellige Minusgrade anzeigt. Eigentlich wäre das nicht weiter dramatisch, aber, wie gesagt: draußen wie drinnen, drinnen wie draußen. Vor einem Jahr hat es sogar geschneit (das war dann aber tatsächlich nur draußen). Ansonsten herrscht in der ganzen Provinz eine ziemliche Dürre, von daher mag ich mich nicht allzu laut über Niederschläge beklagen.

Eine andere Sehenswürdigkeit Kunmings ist im Prinzip das, was nicht Kunming ist, nämlich die Provinz Yunnan im Südwesten Chinas, die wahnsinnig abwechslungsreich ist, und zwar in landschaftlicher wie in ethnischer Hinsicht. Man kann bei den Tibetern durch den Schnee stapfen und bei den Hani auf den Rändern der Reisfelder staksen. Bei aller zunehmenden Kommerzialisierung: Es ist echt schön hier, die Berge und Wälder Yunnans sind toll. Ich kann eine Reise hierher jedem nur wärmstens empfehlen. Sagt Bescheid, wenn ihr gereiseleitert werden möchtet 🙂

Auf mich wirkt Kunming wie eine recht entspannte Stadt, aber das ist natürlich subjektiv und muss von jedem selber erlebt werden. Hektik jedenfalls habe ich hier vergebens gesucht. Ein bisschen „hinter’m Berg“ ist Kunming schon, aber in meiner einjährigen Abwesenheit hat hier die U-Bahn im Zentrum eröffnet, außerdem soll es mittlerweile auch Burger King geben, was eigentlich kein Grund zur Freude ist, aber nun gut. Früher war Kunming der letzte Punkt es chinesischen Eisenbahnnetzes, mittlerweile fährt sie ein paar Stunden weiter südlich nach Jianshui. Das neue Stadtzentrum (richtig gelesen) in Chenggong hat schon seinen Betrieb aufgenommen und die meisten Fakultäten der Unis sind in die ebenfalls in Chenggong gelegene University Town gezogen, die ziemlich weitläufig und wirklich nagelneu ist.

Traurige Berühmtheit erlangte Kunming am 1. März dieses Jahres durch das Bahnhofsmassaker, das, so sagt man, von Terroristen aus der überwiegend muslimischen Provinz Xinjiang verübt wurde und bei dem 29 Menschen erstochen und über 130 verletzt wurden. Mittlerweile sind drei Männer und eine Frau verurteilt worden, drei von ihnen sollen nie am Tatort, sondern Drahtzieher gewesen sein. Merkwürdigerweise wurden sie einige Tage vor dem Anschlag festgenommen. Man könnte darüber spekulieren, ob die Polizei es trotz der Festnahme verschlafen hat, das Attentat zu verhindern oder ob letztlich nur Sündenböcke hermussten, aber ich kenne die Details zu wenig, um das zu beurteilen und mal ehrlich, wer durchschaut es genug, um zu sagen, was Sache war? Es ist alles recht obskur.

Hier jedenfalls studiere ich nun an der Universität Chinesisch und es gefällt mir sehr gut. Bei Gelegenheit werde ich mal ein paar Bilder hochladen.

Eure sich ganz heimelig fühlende Charlotte

 

Cover Image über Pixabay

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