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Semesterende in Nanjing

Oder: Stand der Dinge, chabuduo

Liebe Leserschaft,

mir geht es gut. Bitte entschuldigt die Blogpause, die Uni und so. Es war dieses Semester echt sehr, sehr viel, da sowohl Nanjing als auch Göttingen diverse Prüfungsleistungen sehen wollten, das läppert sich natürlich irgendwann gewaltig und führt auch zu so einer „Passt schon“-Einstellung, die mir eigentlich weniger gefällt, aber sie war leider erforderlich. (Anm.: Mancher wird sich vielleicht an das Prinzip „chabuduo“ 差不多 erinnern, dem chinesischen Pendant zum „Passt schon“, das auf alle, aber auch wirklich ALLE Lebenslagen anwendbar ist. Chabuduo war das Motto meines gesamten Mais und eines Teil meines Junis.)

Heute habe ich meine letzte Hausarbeit abgegeben, über ein Thema, das wirklich was fürs Gemüt war: Es ging um die Mitwirkung am Suizid aus rechtsvergleichender Perspektive (China und Deutschland, logischerweise). Der Suizid an sich stand also weniger im Mittelpunkt, sondern eher so Fragen wie: Was passiert, wenn ich jemandem eine Waffe verschaffe und weiß, dass er sich damit töten will? Macht es einen Unterschied, wenn ich ihn selbst töte? Was, wenn jemand sich umbringt, weil er durch einen andern getäuscht oder bedroht wurde? Dann noch so Sachen wie Sterbehilfe und fehlgeschlagene Doppelselbstmorde, ihr seht, es war ein recht weites Feld, das keineswegs frei von moralischen wie juristischen Fallstricken war, von denen ich sicher die Hälfte übersehen habe, aber naja, chabuduo.

Und jetzt! Sind Ferien! Ich habe mich mit einem Tee in einem eher teuren Café belohnt und es genossen, einfach mal eine Stunde aus dem Fenster erst auf eine Spatzenfamilie und dann in den Regen zu schauen. Außerdem habe ich es ENDLICH geschafft, meine Siebensachen in meine zwei Möbelstücke zu räumen, denn ich bin zur Abwechslung mal umgezogen.

Ferien sind ohnehin ein gutes Stichwort. Letzte Woche habe ich mir eine Auszeit von der Hausarbeitsschreiberei gegönnt und bin nach Nordkorea gefahren. (Dazu später mehr, es sei nur gesagt, dass es eine sehr beeindruckende Reise war, die ich jedem ans Herz legen kann, der sich für dieses Land interessiert, sei es aus politischer oder historischer Sicht). Jetzt chille ich noch ein paar Tage in Nanjing und werde ab ca. übermorgen die Umgebung etwas erkunden, letztes Semester war Reisen zeitlich nicht so richtig drin. Dann fahre ich noch kurz nach Deutschland zum Familienfest des Jahrhunderts, und der August ist bislang komplett ungeplant, mal sehen, was da erscheint.

Im September fängt dann die Uni wieder an. Ich hoffe und glaube, dass das nächste Semester eine Spur entspannter wird, zum einen, weil wir jetzt ein bisschen besser wissen, wie hier der Hase läuft, zum anderen, weil zumindest ich nur Nanjing-Kurse habe und nicht noch für Göttingen irgendwelche Texte in die Tasten meines treuen Laptops hämmern muss.

Wie sehe ich das vergangene Semester? Nun, vielleicht ist es für ein Urteil zu früh. Im Moment empfinde ich bei dem Gedanken an die vergangenen Monate in Nanjing im Wesentlichen Erschöpfung. An Rechtswissen fehlte mir einiges, was natürlich alles irgendwie nachholbar war, nur bedeutete das eben, viel Zeit in der muffigen Unibibliothek zu verbringen. Und dann waren da ja noch die Göttinger Hausarbeiten… ich entsinne mich, dass mich einmal in dieser Zeit jemand fragte, was für Hobbys ich hätte, und ich ziemlich lange überlegen musste. Aber naja, durch solche Semester muss man wohl ab und an mal durch. Auch wenn’s am Ende dann doch eher chabuduo war.

Also, ja, deshalb schlief der Blog ein Weilchen – das tut mir Leid. Ich hoffe, dass er das nächste Semester hindurch komplett wach bleibt.

Eure sich im Ferienmodus befindende Charlotte

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